Runder Tisch in Gernsbach: Diskussion um Windkraftanlagen im Murgtal

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Die Holzwirtschaft im Murgtal hat eine lange Tradition und auch heute finden sich hier noch eine Vielzahl papierproduzierender Betriebe.  Die Papierindustrie ist eine energieintensive Industrie, weshalb die Entwicklung der Energiepreise in den vergangenen zwei Jahren zu massiven Herausforderungen führte. Die Papier- und Zellstoffindustrie fordert daher lokal erzeugten Grünstrom, um Arbeitsplätze im Murgtal langfristig zu sichern.

Politik sieht Handlungsbedarf

Ende Oktober trafen sich Vertreter aus Politik, Organisationen und Industrie auf Einladung des Wirtschaftsverband Papier Baden-Württemberg - WVP - e. V. im Papiermacherzentrum der Stadt Gernsbach, um über die Notwendigkeit von Windkraft im Murgtal zu diskutieren. Initiatorin war Gabriele Katzmarek, SPD-Bundestagsabgeordnete und seit 2014 Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie, die die Sichtweise der Politik zur Transformation der Industrie aufzeigte. Sie betonte, dass auch die Papier- und Zellstoffindustrie sich einer grundlegenden Transformation nicht entziehen kann. Langfristig sei nur der erfolgreich, der klare Strategien zur Dekarbonisierung der Energieversorgung aufzeigt und angeht. Es sei aber auch an der Politik dafür zu sorgen, dass Pachtgrundstücke zu für alle Seiten fairen Preisen zur Verfügung stehen, damit die Industrie an ihren Standorten die Möglichkeit hat, sich selbst mit Energie zu versorgen. Katzmarek plädierte dafür, dass bei der Vergabe von Flächen auch die vermeintlich „weichen“ Faktoren der regionalen Wertschöpfung stärker berücksichtigt werden sollten. Somit könne sichergestellt werden, dass sich die Industrie mit lokalem grünem Strom versorgen kann.

Papier- und Zellstoffindustrie fordert bezahlbare Pachtpreise zur Windkraftnutzung

Auch die Vertreter der lokalen Papier- und Zellstoffindustrie verdeutlichten die Notwendigkeit zur Gewinnung von lokal verfügbarem grünem Strom, um im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch Vertreter der Koehler-Gruppe, zu der auch KATZ in Weisenbach (Murgtal) gehört, waren beim Runden Tisch vor Ort, um die Herausforderungen für die Branche aufzuzeigen. Das Familienunternehmen gründete bereits vor über 10 Jahren die Tochtergesellschaft Koehler Renewable Energy und investiert seither in die Erzeugung erneuerbarer Energie.  Derzeit erlebt die Koehler-Gruppe zunehmend, dass die Industrie überhaupt keine Möglichkeit mehr hat, bei der Vergabe von Flächen zur Nutzung von Windkraft zum Zuge zu kommen. Nicolas Christoph, Prokurist bei Koehler Renewable Energy, zeigte auf: „Mittlerweile werden von großen Projektierungsgesellschaften Pachten für Grundstücke angeboten, die bei der aktuellen Entwicklung der Anlagenpreise und Finanzierungszinsen einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlagen nahezu unmöglich machen – von einem langfristig günstigen Strompreis für die regionale Industrie ganz zu schweigen.“ Dies widerspreche den formulierten Zielen der Bundesregierung. Oft entscheiden sich, laut Christoph, Lokalpolitiker und Gemeindevertreter für den Höchstbietenden, ohne die Bedürfnisse der lokalen Industrie zu betrachten und ziehen sich argumentativ auf ihre Verpflichtungen aus dem Haushaltsrecht zurück, dass Sie dem Höchstbietenden den Zuschlag erteilen müssen. Dabei seien es beispielsweise im Murgtal zahlreiche Arbeitsplätze, die unmittelbar oder mittelbar an der Papier- und Zellstoffindustrie hängen.