Story 04

Aufwind

Es dreht sich etwas in Wetzlar und das im wahrsten Sinne des Wortes: Die mittelhessische Stadt will bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden und setzt dabei auch auf Windkraft. Fünf Windräder sind geplant. Zwei davon baut das Unternehmen Koehler Renewable Energy – die Bauarbeiten in einem Waldstück im Stadtteil Blasbach laufen bereits. Ein Besuch vor Ort.

Wer in diesen Tagen im Wetzlarer Stadtteil Blasbach einen Waldspaziergang unternimmt, kann nicht nur die frische Luft und die Natur genießen, sondern auch dabei zuschauen, wie ein Stück Energiewende Gestalt annimmt: Koehler Renewable Energy baut hier zwei neue Windräder. Die Firma ist seit 2012 eine Tochtergesellschaft der Koehler-Gruppe mit Hauptsitz in Oberkirch (Baden-Württemberg). Als Hersteller von Spezialpapieren kennt sich die Koehler-Gruppe sehr gut aus mit Energie. Die Papierherstellung ist energieintensiv. Energieeffizienz spielt dabei eine entscheidende Rolle, und darüber hinaus investiert die Gruppe mit Koehler Renewable Energy in erneuerbare Energieprojekte wie Windenergie, Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse.

„Die beiden Windenergieanlagen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Klimaschutzkonzeptes“, freut sich Wetzlars Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) bei einem Besuch der Baustelle an einem kühlen und wolkenverhangenen Freitagmittag. Bis zum Jahr 2035 nämlich will die mittelhessische Stadt klimaneutral werden. Die Windräder werden künftig jährlich rund 23.000 Megawattstunden grünen Strom erzeugen. Dies entspricht derzeit etwa dem jährlichen Strombedarf von rund 9.000 Zweipersonenhaushalten.

Die Rodungs- und Kabelarbeiten sowie das Anlegen der Zugangswege sind abgeschlossen, die Fundamente für die Windräder stehen, und die Rotorblätter wurden angeliefert. Ende des Jahres sollen die Anlagen Strom produzieren. Auch für Koehler Renewable Energy ist der Bau etwas Besonderes, sind es doch die ersten Koehler-Windräder in Deutschland. Außerdem bringt das Projekt das Unternehmen in seiner Nachhaltigkeitsstrategie einen wichtigen Schritt nach vorn. Denn Koehler Renewable Energy beabsichtigt, bis zum Jahr 2030 mehr Energie aus erneuerbaren Quellen mit eigenen Anlagen zu produzieren, als die Koehler-Gruppe für die Papierproduktion benötigt.

Mehr Geld für weitere Klimaschutzprojekte

Für die Stadt Wetzlar sei die Zusammenarbeit mit Koehler Renewable Energy ein großer Gewinn, betont Oberbürgermeister Wagner. Zum einen arbeiten auf der Baustelle
Mitarbeitende lokaler Unternehmen: „Das schafft Wertschöpfung.“ Zum anderen bessern Gewerbesteuer und Pachteinnahmen die Stadtkasse auf, und diese Mittel fließen in weitere Klimaschutzprojekte. Zwar ist das Wetzlarer Windkraftpotenzial mit der Fertigstellung der insgesamt fünf städtischen Windräder ausgeschöpft, jedoch investiert die Stadt auch in Photovoltaik- und Solaranlagen und nutzt – wenn auch in kleinerem Stil – Wasserkraft. Auch der städtische Fuhrpark mit einem Busunternehmen soll dem Oberbürgermeister zufolge von der Finanzspritze profitieren: „Wir werden unsere Flotten nach und nach auf Wasserstoff und Elektroantriebe umstellen.“

Seit 2015 trägt Manfred Wagner (SPD) die Amtskette des Wetzlarer Oberbürgermeisters.

In einem Waldstück im Wetzlarer Stadtteil Blasbach baut Koehler Renewable Energy zwei Windräder.

Die beiden Windenergieanlagen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Klimaschutzkonzeptes.

Die beiden Windenergieanlagen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Klimaschutzkonzeptes.

Manfred Wagner (SPD)

Oberbürgermeister Wetzlar

Die Partnerschaft mit Wetzlar sei vertrauensvoll, offenund angenehm, lobt Nicolas Christoph, Bereichsleiter Wind, Hydro und Photovoltaik von Koehler Renewable Energy. „Wir haben selten so viel Unterstützung durch eine Stadt erfahren.“ Oberbürgermeister Wagner ist ebenfalls voll des Lobes für den Projektpartner: „Zwischen uns herrscht ein großes Vertrauen. Gemeinsam haben wir zahlreiche Höhen und Tiefen gemeistert.“

Denn wie bei so vielen Projekten gab es auch beim Windpark Blasbach einige Herausforderungen. „Wir haben die Planung bereits vor zehn Jahren gestartet“, erinnert sich Nicolas Christoph. Der Pachtvertrag mit der Stadt Wetzlar ist seit 2015 in trockenen Tüchern. Doch das Bauprojekt stieß in der Bevölkerung nicht nur auf Begeisterung. Groß war die Sorge, Tier- und Pflanzenwelt könnten Schaden nehmen. Koehler Renewable Energy habe die Bedenken der Bürgerinnen und Bürger jederzeit ernst genommen und sich offen für den Dialog gezeigt, berichtet Manfred Wagner. So stellte Koehler mehrere öffentliche Veranstaltungen auf die Beine. „Da konnten sich auch Leute äußern, die sich das bei der Bürgerversammlung nicht getraut hatten“, erzählt Wagner.

Nach dem russischen Kriegsangriff auf die Ukraine im Februar 2022 und den daraus resultierenden energiepolitischen Folgen habe sich die Stimmung in Bezug auf Windkraft deutlich zum Positiven geändert: „Das war auch bei uns in Wetzlar spürbar.“ Dennoch: „Alle konnten wir nicht überzeugen“, sagt Wagner. Nachdem das Regierungspräsidium Gießen den Bau im Jahr 2020 genehmigt hatte, klagte eine Bürgerinitiative dagegen, doch der Windparkbetreiber setzte sich Anfang 2022 schließlich gerichtlich durch.

Die Fundamente für die Windräder stehen bereits.

Artenschutz wird berücksichtigt

Wie Nicolas Christoph und der Wetzlarer Oberbürgermeister Manfred Wagner betonen, habe man dem Schutz von Flora und Fauna stets große Bedeutung beigemessen. „Wir haben eine ganze Reihe an Ausgleichsmaßnahmen getroffen“, berichtet Nicolas Christoph. Bei einem Waldstück, das man für das Bauprojekt vorübergehend roden musste, habe es sich um einen bereits stark vom Borkenkäfer geschädigten Fichten- und Lärchenbestand gehandelt. Von der geräumten Fläche von rund 1,9 Hektar wird man nach Abschluss der Bauarbeiten rund ein Drittel wiederaufforsten. Zusätzlich erfolgt eine Ersatzaufforstung mit einem 0,5 Hektar großen Buchen- und Eichenwald. Die somit wiederhergestellten und zum Teil neu geschaffenen Waldbestände werden entsprechend ihrer natürlichen Artenzusammensetzung und weiteren Gesichtspunkten so eingerichtet, dass eine dauerhafte und resiliente Kultur gesichert werden kann. Und auch an die Tierwelt wurde gedacht, betont Nicolas Christoph: „Wir haben 100 Nistkästen für Fledermäuse und Vögel angebracht.“ Einige Wurzeln der für den Windpark gefällten Bäume dienen nun als „Wildkatzenburgen“.

Auch in anderen Teilen Hessens plant Koehler Renewable Energy den Bau von Windrädern – etwa in der Nähe von Gießen und Kassel. „Wir schauen uns derzeit auch in Baden-Württemberg und Thüringen um“, erzählt Nicolas Christoph. Dort hat die Koehler-Gruppe Niederlassungen. Kein Zufall: „Es geht uns ja vor allem auch darum, unsere Standorte zu dekarbonisieren. Deswegen streben wir standortnahe Windparks an.“

Wetzlars Oberbürgermeister weiß, dass es ohne den Ausbau der erneuerbaren Energien nicht geht: „Wir alle haben in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig gegen den Klimawandel unternommen.“ Zudem müsse Deutschland in puncto Energie unbedingt unabhängig von anderen Staaten werden. „Wir sind stolz, dass unsere Stadt zusammen mit Koehler Renewable Energy einen wichtigen Beitrag zu einer sauberen Energieversorgung leisten kann.“

Wir sind stolz, dass wir zusammen mit Koehler Renewable Energy zu einer sauberen Energieversorgung beitragen.

Wir sind stolz, dass wir zusammen mit Koehler Renewable Energy zu einer sauberen Energieversorgung beitragen.

Manfred Wagner (SPD)

Oberbürgermeister Wetzlar

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