Leckerbissen fürs Gehirn
Papier ist ein Produkt, das weit mehr als nur ein Informationsträger ist – es ist eine sinnliche Erfahrung. Wie man damit einen prägenden Eindruck hinterlässt, erklärt der Veredelungsexperte Marco O. Bölling, Inhaber von Bölling Prägedrucksachen in Bad Soden.
Hören, riechen, tasten, schmecken und sehen – mit den fünf Sinnen erleben wir die Welt. Je mehr davon an einem Erlebnis beteiligt sind, desto aktiver wird das Gehirn und desto eindrücklicher bleibt das Erlebnis in Erinnerung. Papier ist deshalb eine echte Gehirnnahrung, denn man kann es mit fast allen Sinnen begreifen.
Der Tastsinn spielt dabei eine ganz besondere Rolle, denn er überprüft, was man mit Nase, Augen und Ohren wahrgenommen hat. Wenn ein Papier hochwertig aussieht, es vielleicht leicht nach Büttenpapier duftet, sich aber beim Anfassen als dünn und knitterig erweist, entsteht eine kognitive Dissonanz. Zwei sich widersprechende Signale lösen einen unbewussten Spannungszustand aus, dem man entfliehen möchten. Das Risiko wächst, dass man ein solches Papier schneller weglegt und sich nicht mit den Informationen befasst, die sich darauf befinden.
Die Spezialitätendruckerei
Bei den Papierprodukten, die Marco O. Bölling herstellt, ist es das genaue Gegenteil. Man möchte sie immer wieder in die Hand nehmen, fühlen, an ihnen riechen und mit großen Augen die Papierstruktur bestaunen. Als Inhaber von Bölling Prägedrucksachen in Bad Soden am Taunus veredelt er nur die feinsten Papiere – und das mit Liebe und Leidenschaft. „Herzblut, das ist das kleine Quäntchen mehr, das den Unterschied macht“, meint Marco O. Bölling. Das Familienunternehmen wurde 1964 von Karlheinz C. Bölling als Stahlstichdruck Bölling KG gegründet. Der kleine Marco fuhr schon damals mit seinem Dreirad durch die Druckerei, sah bei der Fertigung zu und lernte das Handwerk von der Pike auf. Als Erwachsener übernahm er im Jahr 2000 die Druckerei und jetzt fahren seine Kinder mit dem Kettcar durch die Werkstatt.
Herzblut ist das kleine Quäntchen mehr, das den Unterschied macht.
Herzblut ist das kleine Quäntchen mehr, das den Unterschied macht.
Geschäftsführender Inhaber Bölling Prägedrucksachen
Reliefs aus Papier
Die ehemalige Stahlstichdruckerei hat sich mittlerweile zu einem feinen Veredelungsbetrieb entwickelt. Mit handwerklichem Know-how, althergebrachten Techniken und modernsten Verfahren entstehen hier kleine Kunstwerke, die der Bildhauerei in nichts nachstehen. Besonders die hohen Blindprägungen wirken fast wie Reliefarbeiten aus der Renaissance. So ragt dem Betrachter ein Babyfüßchen in Originalgröße aus einer Geburtskarte entgegen. Es ist so fein gearbeitet, dass die Linien auf der Fußsohle sicht- und fühlbar sind. Die kleinen Zehen stehen rund heraus und das Fußgewölbe weicht sanft zurück. „Für solche Arbeiten braucht man ein sehr hochwertiges Papier, das lange Fasern hat, damit es nicht an den Kanten der Prägung aufbricht“, erläutert der Druckereiinhaber.
So gut wie neu
Aus diesem Grund eignen sich auch nur sehr wenige Recyclingpapiere für eine Veredelung. Denn bei jedem Recycling-Vorgang werden die Papierfasern zermahlen und damit immer kürzer. Erst wenn die Sekundärfasern zusätzlich in der Produktion veredelt werden, eignen sie sich für eine anspruchsvolle Weiterverarbeitung. „Das einzige Recyclingpapier, das sich nahezu wie ein neues Papier verhält, ist das von Koehler Paper Greiz. Das kann ich fast wie ein Papier aus frischer Faser prägen“, sagt Bölling.
Mit Glanz und Gloria
Eine weitere Veredelungstechnik ist das Aufbringen von Heißfolie. Mit Hitze und Druck werden die verschiedenen Folien auf den Untergrund gepresst. Damit kann man matte und hochglänzende Metallic-Oberflächen, starke Farben, Strukturen oder sogar holografische Effekte erzielen. Die Heißfolie lässt sich auch mit einer Prägung verbinden, sodass ein leicht vertiefter Druck mit Glanz entsteht. „Mittlerweile läuft Letterpress in der Nachfrage bei uns der Heißfolie den Rang ab“, sagt Bölling.
Gutenberg lässt grüßen
Hinter dem modern klingenden Namen Letterpress verbirgt sich nichts anders als der gute alte Buchdruck. Seit seiner Renaissance vor ungefähr zehn Jahren erfreut sich dieses Druckverfahren anhaltend hoher Beliebtheit. „Das passt zum Zeitgeist“, meint Bölling. „Heutiger Letterpress-Druck hat einen starken haptischen Effekt, indem er sich tief in den Karton drückt. Mit dieser Technik wirkt deshalb ein reduziertes, klares Layout mit nur einer Farbe schon ausgesprochen stark.“
Berührende Momente
Bei aller Hingabe an die Kunst der Veredelung – sie ist niemals ein Selbstzweck. „Ästhetik und Qualität machen sich bezahlt“, davon ist Bölling überzeugt. „Wer einem neuen Kontakt eine hochwertige Visitenkarte überreicht, wirkt sofort seriös und vertrauenswürdig.“ Deshalb ist es wichtig, das richtige Papier für den richtigen Zweck auszuwählen, wie zum Beispiel das hochwertige Recyclingpapier von Koehler Paper Greiz. Es ist für viele Veredelungsprozesse hervorragend geeignet und hat eine Haptik, die dem Gehirn vermittelt, dass alles, was man wahrgenommen hat, stimmig ist. Der Rest ist Geschmackssache. „Deswegen sagen wir auch, wir seien eine Spezialitätendruckerei“, erklärt Bölling. „Der Begriff kommt aus der Kulinarik. Aber auch bei der Veredelung geht es letztendlich immer um den Geschmack.“
Unsere Recyclingpapiere sind sogar für den Highend-Bereich bestens geeignet.
Unsere Recyclingpapiere sind sogar für den Highend-Bereich bestens geeignet.
Geschäftsführer Koehler Paper Standort Greiz
Aus alt mach neu
Udo Hollbach, Geschäftsführer von Koehler Paper Greiz, erklärt, wie man Altpapier in ein Premiumprodukt verwandelt.
Im Bereich der Papierherstellung ist die Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema, denn Rohstoff und Produktionsprozess bieten viele Ansatzpunkte für den Umweltschutz. Unser Rohstoff besteht zu 100 Prozent aus Sekundärfaserstoffen und unsere Energie stellen wir mit einem grünen, dekarbonisierten Kraftwerk selbst her.
Durch unsere leistungsfähige Altpapieraufbereitung erzeugen wir Sekundärfasern mit einer sehr hohen Qualität. Wir wenden dann die Technik des „Gauchen“ an, was bedeutet, dass wir zwei Papierbahnen mit der Schönseite nach außen miteinander verbinden. So bekommt das Papier zwei gleiche Seiten und ein höheres Volumen. Die Fasern verfestigen sich innerhalb der beiden Papierbahnen, wodurch das Endprodukt insgesamt fester wird. Wir können hochwertigstes weißes Papier herstellen und eine Vielfalt von anspruchsvollsten durchgefärbten Recyclingpapieren.
Spezialitätendruckereien wie Bölling zeigen, dass unsere Recyclingpapiere sogar für den Highend-Bereich bestens geeignet sind und gleichzeitig das Umweltzeichen „Blauer Engel“ und das EU Ecolabel tragen können. Denn Recyclingpapier bedeutet nicht mehr den Verzicht auf Qualität. Recycling unterstützt also auch im Premiumbereich den Nachhaltigkeitsgedanken.