Story 01

Nachhaltig ins Morgen

Spezialpapiere und erneuerbare Energie sind die Standbeine der Koehler-Gruppe, die mittlerweile in der achten Generation geführt wird – mit anhaltendem Erfolg. Welchen Herausforderungen muss sich das Unternehmen stellen, damit es fit für die Zukunft und weitere Generationen bleibt? Welche Rolle spielt die Nachhaltigkeit? Ein Interview mit den Vorständen Kai Furler, Dr. Stefan Karrer und Frank Lendowski.

Welchen Bezug haben Sie und die Koehler-Gruppe zu Oberkirch?

Kai Furler Wein gehört zu unserer Region wie Koehler zu Oberkirch. Wir sind noch immer im Besitz von Streuobstwiesen und einem Weinberg. So stellen wir eigenen Apfelsaft und Wein her. Riesling, Grauburgunder und Spätburgunder – die wir unter dem Label „August Koehler Erben“ abfüllen – schenken wir bei Firmenveranstaltungen aus. Unsere Kundinnen und Kunden freuen sich auch, wenn wir eine Flasche als Mitbringsel dabei haben – das ist für einen Papierhersteller schon außergewöhnlich. Das „Luschdhiesel“ – ebenfalls in Firmenbesitz – inmitten der Weinreben hat eine ganz eigene Geschichte. Der Erzählung nach haben sich hier früher Liebespaare vergnügt. Von hier aus hat man einen großartigen Blick auf unseren Stammsitz und kann das Gelände fast komplett einsehen. Ich leite die Koehler-Gruppe als Vorstandsvorsitzender in der achten Generation. Für mich hat Oberkirch eine ganz besondere Bedeutung – hier habe ich meine Wurzeln. Ich kann mich gut erinnern, als mein Opa Werner Koehler das Unternehmen in sechster Generation geführt hat und ich ihn oft im Büro besucht habe. Er hat es geschafft, zusätzlich zum Feinpapierprogramm neue Sorten und Produkte mit höherem Veredelungsgrad zu entwickeln.

Bereits 2010 haben Sie entschieden, mit der erneuerbaren Energie in ein zweites großes Standbein für die Koehler-Gruppe – neben den Spezialpapieren – zu investieren. Werden Sie darum in der Papierindustrie heute beneidet?

Kai Furler Im Grunde setzt Koehler schon seit seiner Gründung im Jahr 1807 auf erneuerbare Energie. Bei der ersten Papiermühle nutzte Otto Koehler bereits die Wasserkraft. Die Papierproduktion ist energieintensiv. Deshalb habe ich vor mehr als zehn Jahren entschieden, dass wir mit der Gründung von Koehler Renewable Energy in großem Umfang in die Erzeugung erneuerbarer Energie einsteigen. Energie muss nachhaltig sein und darf nicht auf fossilen Brennstoffen basieren, kann sie langfristig gar nicht. Damals noch belächelt, zahlt sich das mittlerweile aus. Koehler Renewable Energy erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 165 Millionen Euro. Wir konnten 2022 etwa 69,9 Prozent unseres Strombedarfs in der Papierproduktion mit unserer erneuerbaren Energie decken. Bis zum Jahr 2030 werden wir unseren vollständigen Energiebedarf bilanziell aus erneuerbaren Quellen erzeugen – mit eigenen Anlagen.

Wie ist die erneuerbare Energie in die Nachhaltigkeitsbestrebungen von Koehler einzuordnen?

Dr. Stefan Karrer Die Weltgemeinschaft hat sich geeinigt, den menschengemachten Klimawandel zu bekämpfen und den Treibhausgaseintrag in die Atmosphäre deutlich zu reduzieren. Dafür muss die Nutzung fossiler Brennstoffe stark sinken. Unsere Klimastrategie ist Teil der Nachhaltigkeitsstrategie und legt als Roadmap fest, wie wir effizienter werden und fossile Brennstoffe mit erneuerbarer Energie ersetzen möchten. Erste Erfolge konnten wir mit der Umstellung des Braunkohlestaubkraftwerks in Greiz auf die Nutzung einer Holzfeinfraktion feiern. Den nächsten größeren Schritt gehen wir mit dem Steinkohlekraftwerk in Oberkirch. Mehr als 70 Millionen Euro investieren wir in die Umstellung auf Biomasse als Brennstoff. Wenn wir Biomasse statt Kohle einsetzen, reduzieren wir unsere direkten CO2-Emissionen um 150.000 Tonnen pro Jahr.

2030

Bis 2030 wird Koehler seinen vollständigen Energiebedarf bilanziell aus erneuerbaren Quellen erzeugen – mit eigenen Anlagen.

Sie bezeichnen Ihre Nachhaltigkeitsstrategie auch als Unternehmensstrategie. Sind das nicht zwei unterschiedliche Themen?

Kai Furler Viele Unternehmen stehen an einem Scheideweg, was ihre Ausrichtung angeht. Kann ein Geschäftsmodell unverändert bleiben, auch wenn es beispielsweise die Kosten für Treibhausgasemissionen und deren Folgen der Allgemeinheit auflastet? Falls das kurzfristig klappt: Wäre das nachhaltig?

Für uns stellt sich diese Frage nicht. Wir denken langfristig und stehen in der Verantwortung, kommenden Generationen ein gesundes, leistungsfähiges Unternehmen und eine lebenswerte Umwelt zu hinterlassen. Deshalb ist unsere Nachhaltigkeitsstrategie unsere Unternehmensstrategie. Sie legt fest, wie wir wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte in Einklang bringen und eine nachhaltige Zukunft gestalten. Wir setzen auf nachhaltige Produkte, nachwachsende Rohstoffe, einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen sowie einen visionären Ansatz beim Klimaschutz und betrachten den Menschen als Schlüssel zum Erfolg. Auf diesen Weg müssen wir das ganze Unternehmen mitnehmen. Wir sind mittendrin, diese Transformation zu gestalten.

„Wir konnten 2022 bereits rund 70 % unseres Strombedarfs in der Papierproduktion mit unserer erneuerbaren Energie decken.“

Kai Furler

Vorstandsvorsitzender

Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit wird die Kreislaufwirtschaft oft als Hebel genannt.

Dr. Stefan Karrer Papier ist ein gutes Beispiel für gelungene zirkuläre Wertschöpfung – nicht erst seit heute. Die Koehler-Gruppe ist Teil dieser Kette. Beispielsweise bieten wir mit unseren Papieren für flexible Verpackungen zukunftsfähige Lösungen an, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren und sich, im Gegensatz zu anderen Materialien, als Altpapier wiederverwerten lassen. Sie werden im Sinne einer zirkulären Wertschöpfung entwickelt – an die sich weitere Produktlebenszyklen anschließen können.
Deutschland und Europa sind relativ rohstoffarm. Eine sich wiederholende Wertschöpfung mit demselben Material kann Rohstoffknappheit mindern und ermöglicht es, lokale und regionale Wertschöpfung zu steigern. Lag der weltweite Umsatz der Kreislaufwirtschaft 2020 noch bei 148 Milliarden Euro, so wird er für 2030 auf 263 Milliarden Euro prognostiziert. Da gibt es ein gewaltiges Potenzial. Erfolgreich werden die sein, die Innovationen und zirkuläre Geschäftsmodelle zur Marktreife bringen können. Ein wichtiger Teil unserer Nachhaltigkeitsstrategie bezieht sich deshalb – neben dem Fokus auf Digitalisierung und Start-ups – auch auf unsere Innovationskraft.

„Papier ist ein gutes Beispiel für gelungene zirkuläre Wertschöpfung.“

Dr. Stefan Karrer

Vorstand Technik

Wie schafft es Koehler, diese Transformation zu finanzieren und auch durch absatzschwache Zeiten zu kommen?

Frank Lendowski Unser Vorteil als Familienunternehmen ist, dass wir – im Vergleich zu beispielsweise börsennotierten Unternehmen – keine kurzfristigen Entscheidungen treffen.
Wir denken in Generationen. Als kerngesundes Familienunternehmen sind wir in der Lage, wirtschaftlich herausfordernde Zeiten zu meistern. Hierzu tragen unsere überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalquote, unsere gesunde Finanzierungsstruktur und der Erfolg der vergangenen Geschäftsjahre maßgeblich bei. Sie sind zugleich eine solide Basis für unsere nachhaltige Unternehmensentwicklung. Das und der Ausblick darauf, dass wir an die kommenden Generationen ein gesundes Unternehmen übergeben wollen, treibt uns an.

In Zeiten von Fachkräftemangel wird das Personal immer mehr zum Erfolgsfaktor. Wie geht Koehler damit um?

Frank Lendowski Bei aller Spitzentechnik, die bei uns zum Einsatz kommt: Die Menschen sind das Herz unseres Unternehmens. Sie sind die Grundlage unseres Erfolgs. Unsere hohen Ansprüche an Produkte und Dienstleistungen verlangen von jeder und jedem Einzelnen fachliche und soziale Kompetenz, Teamgeist, Verantwortung, Fleiß und Freude am Beruf. Die langjährige Firmenzugehörigkeit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigt uns, dass sie
unsere Ansprüche mittragen – und das erfüllt uns als Arbeitgeber mit Stolz.

Der Fachkräftemangel in der Industrie geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Mit einer Vielzahl an Maßnahmen und neuen Konzepten sind wir aktuell dabei, dem entgegenzuwirken.

Was macht den Unterschied bei Koehler? Wir legen Wert auf Wertschätzung – auch über das Arbeitsleben hinaus. Regelmäßig feiern wir beispielsweise unsere Ehemaligen auf einem „Rentnerfest“. Jedes Jahr werden Jubilarinnen und Jubilare geehrt. Unsere Belegschaft ist der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen, dass wir unsere Ziele bis 2030 erreichen und dass unsere Nachkommen ein lebenswertes Leben haben werden. Das können wir nur gemeinsam schaffen.

„Unsere Belegschaft ist der Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung unserer Nachhaltigkeitsstrategie.“

Frank Lendowski

Vorstand Finanzen & Verwaltung

Story 12

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